Unter fachkundiger Leitung unseres Försters Tim Bettgenhäuser und dem Jagdpächter Thilo Linke fand am 29.09.2022 der diesjährige Waldbegang statt. Neben den Ratsmitgliedern nahmen einige interessierte Gemeindebürger an dem informativen Spaziergang durch den Marzhäuser Wald teil.
Vom Friedhof ausgehend war der erste Anlaufpunkt der „Bürgerwald“. Am Rand der Fläche angepflanzte Großpflanzen haben den trockenen Sommer bis auf eine Ausnahme überlebt. Mit Wuchshüllen geschützte kleinere Pflanzen sind weiterhin durch den flächigen Brombeerbewuchs nicht gefährdet. Das Wegestück zum Fröschberg, zwischen dem Waldort 9 und 12, hatte im Verlauf des Käferholzeinschlages und der Holzabfuhr stark gelitten. Der diesjährige Forstwirtschaftsplan hatte daher eine umfassende Wiederherstellung des Weges mit Unterstützung durch die forstliche Förderung vorgesehen. Aktuelle Förderrichtlinien lassen jedoch eine finanzielle Unterstützung für diese Maßnahme nicht zu. Diskutiert wurden daher alternative Möglichkeiten der Wegeinstandsetzung.
Weiter führte der Rundgang in den Gemarkungsteil „Marzhauser Kopf“. Im Gatter des Waldortes Abt. 10 wurden vor drei Jahren Eichen durch die Bürger gepflanzt. Diese Pflanzen waren zum Zeitpunkt der Pflanzung einjährig, hatten lediglich eine Größe von 15 cm bis 30 cm. Entsprechend groß war bei manchem Marzhäuser die Skepsis, ob diese Pflanzen in der möglicherweise verdämmenden Begleitflora eine Überlebenschance hätten. Durch stetige Beobachtung der Wuchsdynamiken und stellenweise notwendige Regulierungsmaßnahmen kann als Ergebnis jetzt ein gut gelungener Anwuchs mit vitalen Eichen besichtigt werden.
Am Waldort 11 wurde eine geplante Dimensionierungsmaßnahme in dem 35-jährigen Bestand aus Buchen, Birken und Eichen besichtigt. Tim Bettgenhäuser erklärte die forstliche Notwendigkeit der Maßnahme. Es geht darum den zukünftigen Wertträgern des Bestandes genügend Raum für deren Kronenwachstum und damit für deren Dickenwachstum zu schaffen. Die bedrängenden Bäume sollen dazu gefällt werden und Selbstwerbern für die Aufarbeitung von Brennholz dienen. Eine Entscheidung des Rates hinsichtlich des Abgabepreises für dieses Brennholz an Interessierte wurde zunächst vertagt.
Die Wiederbewaldung der am Waldort 9 entstandenen Freiflächen ist bereits erfolgt. Der Revierleiter erklärte die in Kleingruppen mit Wuchshüllen geschützte Anpflanzung. Um eine möglichst große Resilienz gegenüber eintretenden Klimaveränderungen zu erreichen, wurden Eichen, Kastanien, und Baumhasel eingebracht. In den Flächen zwischen den Klumpen soll sich zunächst eine Naturverjüngung aus heimischen Strauch- und Baumarten einfinden.
Die Gemeinde Marzhausen ist Eigentümer des schmalen Waldstreifens „Auf dem Leichen“, zwischen den Gleisen der Bundesbahn und der Bundesstraße B414. Regelmäßig müssen die Bäume in dieser Fläche auf deren Verkehrssicherheit überprüft werden. Ebenso regelmäßig wird dabei die kostenintensive Entnahme einzelner Bäume notwendig. Aufgrund der Lage ist dies in der Regel nur mit einer zeitweisen Ampelsperrung der Bundstraße möglich. Arbeiten in der unterhalb der Straßenböschung liegenden Fläche sind auch aufgrund der durchgehenden Leitplanke aufwendig und lediglich manuell möglich. Der Einsatz von Maschinen scheidet daher häufig aus. Die anwesenden Ratsmitglieder diskutierten zusammen mit dem Förster die Möglichkeit einer vollständigen Entnahme der Bestockung. Dazu ergibt sich aufgrund der wegen Baumaßnahmen gesperrten Bundesstraße bis in den Monat Dezember jetzt eine günstige Gelegenheit. Der Revierleiter wurde beauftragt, den dazu notwendigen kurzfristigen Unternehmereinsatz und die notwendigen Rahmenbedingungen abzuklären.
Unser Jagdpächter Thilo Linke erläuterte die jagdliche Situation im Revier. Gehäuft halten sich Waschbären im Gemeindewald auf. Als nichtheimische, invasive Tierart hat er mit der Bejagung der Waschbären begonnen. Infolge der Ergebnisse des letzten Wildschadensgutachtens setzt der mit der Gemeinde vereinbarte Abschussplan erhöhte Vorgaben bei der Bejagung des Rehwildes. Bei einem im Monat Juli stattgefundenen PEFC -Audit im Gemeindewald wurde die Verbisssituation jedoch erneut beanstandet. Diese Situation wurde mit dem Jagdpächter erörtert und Vorgaben zum Nachweis des Vollzuges vereinbart.
Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern für den informativen Rundgang und die sachlich geführten Diskussionen.
Hans-Günter Mohr, Ortsbürgermeister