Historie der Ortsgemeinde Marzhausen

Auszüge aus der Chronik zur 650-Jahrfeier der Ortsgemeinde Marzhausen

Die Ersterwähnung

Wir schreiben das Jahr des Herrn 1346. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation regiert seit 1314 König Ludwig der Bayer, der seit 1328 zugleich römischer Kaiser ist und dem u.a. Hachenburg seine Stadtrechte verdankt. Ludwigs Regierung ist unter den zahllosen Reichsfürsten des Alten Reiches heiß umstritten, hat er doch durch seine rücksichtslose Hausmachtpolitik und die Fronstellung gegen die Kurie nicht gerade nur Freunde gewonnen. Die Mehrheit der deutschen Kurfürsten wählt im Juli 1346 unter diesen Eindrücken den Böhmen Karl IV., der von Papst Clemens VI. unterstützt wird, in Rhense zum neuen römischen König.

An der Spitze der Westerwälder Grafschaft Sayn steht zu jener Zeit Graf Johann II. (1318-1359), der von Ludwig dem Bayer für treue Dienste, welche er dem Reich in Italien geleistet hatte, mit den pfälzischen Lehen seines Bruders – den vier Grafschaften Solms, Virneburg, Bilstein und Eberstein – belehnt worden war. Fehden zerrütteten jedoch die Finanzen der Herrschaft, verwickelten den Grafen in unglückliche Kämpfe. Teile des Territoriums mussten infolgedessen versetzt oder verpfändet werden.

Das Jahr 1346 wird gleichsam für das Zisterzienserkloster Marienstatt im Zentrum des Westerwaldes, tief unten im Tale der Großen Nister, von gewisser Bedeutung, kann die Abtei doch in diesen Tagen ihren reichen Besitzt durch eine weitere, durchaus bedeutsame Dotation ersetzen.

Am Mittwoch, dem 29. November 1346, sicherlich einem kalten Herbsttag, begeben sich Graf Johan von Sayn und dessen Gemahlin Elisabeth aus ihrer Hachenburger Residenz über die morastigen Wege, durch feuchte Wälder hinunter in das nordwestlich gelegene, neblig trübe Nistertal zu den Mönchen der Abtei Marienstatt. Das Grafenpaar sorgt sich um sein Seelenheil und hat den Beschluss gefasst, Gott durch eine großzügige Stiftung gnädig zu stimmen und seine Opferbereitschaft unter Beweis zu stellen. Was liegt da näher, als „den frommen Stätten und den mit dem Engeln Gott lobenden Personen“ expressis verbis den gottgefälligen Patres am Ort der Heiligen Maria, ein freizügiges Almosen zu geben.

Die gräfliche Mühle zu Heuzert, deren Bannrechte nicht nur die Dörfer an der Nister umfassen, stellt wohl ein lohnenswertes Stiftungsobjekt für das Kloster dar. Mahlgäste aus den Dörfern Kroppach, Giesenhausen, Heimborn, Ehrlich, Mörsbach, Kundert, Limbach, Streithausen, Astert, Heuzert, Lützelau, Marzhausen und des Hofes Lauterbach sind angehalten, hier ihr Korn mahlen zu lassen. Die Mönche verpflichten sich im Gegenzug gerne keine andere Konkurrenzmühle zu errichten und verzichten auch verbriefte Einkünfte (=Gültverschreibung) aus der Mühle bei Hachenburg. Darüber hinaus versprechen sie, jährlich am Freitag vor Weihnachten „das Jahrgedächtnis… der Eltern des Ausstellers, Grafen Johan von Sayn und Gräfin Kunigunde, auch der Brüder des Ausstellers, des Grafen Gottfried von Sayn und des Robin, Propstes zu Wetzlar sowie der Mechthild, Frau des vorgenannten Herrn Gottfried dazu, dass der Aussteller und ihrer Erben mit Feierlichkeiten und Gebeten zu begehen. Eine Fuhre Wein aus dem gräflichen Hof in Bendorf, die jeweils im Herbst fällig wird, soll das Wachs für die Kerzen des Jahrgedächtnisses finanzieren, während der übrigbleibende Wein unter den Konventualen im Refektorium verteilt zu werden hat. Das Dokument wird ausgestellt und besiegelt. Das Schriftstück schafft als dispositive oder konstitutive Urkunde neues Recht. Das Orginaldokument aus dem 14. Jahrhundert hat bedauerlicherweise die Wirren der Zeit nicht überdauert; nur eine Abschrift Ende des 16. Jahrhunderts ist in den Archivbeständen erhalten geblieben.

Die Historiker haben sich darauf geeinigt, dass eine Gemeinde als so alt anerkannt sein sollte, wie ihre erste schriftliche Erwähnung zurückliegt. Der Bezug in dem Marzhausen erstmals in der Schriftlichkeit auftaucht, ist in welt-, national-, oder landesgeschichtlichen Kategorien betrachtet im Grunde so schlicht, wie unbedeutend. Die Heuzerter Mühle wechselte ihren Besitzer und ging mit den Mahlgästen in mehreren, um Kroppach gelegenen Dörfern aus dem Besitz des Grafen Johan II. von Sayn in das Eigentum der Zisterzensierabtei Marienstatt über. Anhand der Archivalie erfahren wir erstmals von der damals gesicherten Existenz des Dorfes Marzhausen. Der Ersterwähnungsurkunde von 1346 verdanken es Marzhausen, Heimborn, Limbach und Kundert, dass sie 1996 im festlichen Rahmen ihre 650-Jahr-Feiern begehen können. Nichtsdestotrotz reichen die Wurzeln der Gemeinden viel weiter zurück als die Ersterwähnung kaum erahnen lässt.

Der Ortsname und seine Deutungsmöglichkeiten

Die Onomastik, die wissenschaftliche Erforschung der Entstehung, Bedeutung und Verbreitung von Eigennamen hat in den letzten Jahrzehnten zunehmend Beachtung gefunden. Nicht nur Sprachwissenschaftler widmen jenem Bereich ihre Aufmerksamkeit, sondern auch Historiker bedienen sich dieses speziellen linguistischen Zweiges als Hilfswissenschaft. Für die Vor- und Frühhistorie, insbesondere die Siedlungsgeschichte, Volkskunde, ja selbst geographische und naturwissenschaftliche Fragestellung biete die Onomastik interessante Einblicke. Die Namen geben über die Beschaffenheit des einstmals besiedelten Landes und die Art der Besiedelung, grundherrliche Verhältnisse usw. Aufschluss.

Die Ersterwähnung Marzhausens vom 29. November 1346 liegt ganz im Trend des gehäuften Auftauchens neuer Ortschaften in der schriftlichen Überlieferung. Die durchaus zufällige Nennung der Gemeinde vermag jedoch nicht über das wirkliche Alter des Dorfes und seine genese Auskunft zu geben. Zur wenigstens tendenziellen Einordnung liefert der Ortsname entscheidende Erkenntnisse.

Die verschiedenen Namensbelege aus allen Jahrhunderten seit der Ersterwähnung lassen die Entstehung des Toponyms und die Art der Wortbildung klar erkennen:

1346 (Kopie Ende 16. Jh.) 1653, 1667, 1792 „Mertz|hausen“, 1675 „Mertzhaußen“, nach 1450, 1461, 1536 „Mertzhusen“, 1580 „Merzenhausen“, 1725, 1749 „Märzhausen“, 1749, 1760 „Märtzhausen“, 1818-1828 „Merzhausen“, 1685, 1760 „Martzhausen“, 1714 und 1756 die heutige Schreibweise „Marzhausen“.

Deutungsversuche, die auf „mart“ oder „mard“ in der Bedeutung von Stein oder gar auf den Monatsnamen März zurückgreifen, verkennen den repräsentativen Wortbildungsprozess, der auch in der Namensüberlieferung von Marzhausen deutlich vor Augen tritt.  Das Toponym entstand durch Komposition, genauer gesagt durch Zusammensetzung. Ein substantivisches Attribut im Genitiv (Personen- oder Familienname) hat sich mit einem Appellativum verbunden. In breiter Mehrzahl erscheint ein Personenname im Bestimmungswort, oft der Namen der Besitzer oder Gründer. Bei dieser Person müsste es sich folglich um den Grundherren des Gebietes gehandelt haben. In Frage käme allerdings auch der sogenannte Lokator, das heißt der Siedlungsunternehmer, der für die Besiedlung des Dorfes mit Bauern gesorgt hatte. Eine planmäßigere Anlage jener Niederlassungen war somit der Fall. GENSICKE hat auf die bevorzugte Aufnahme von Personennamen in die Ortsnamen dieses Typs hingewiesen.  -hausen geht zurück auf ahd. hûs.

Die ältesten Siedlungen befanden sich meist in einer günstigen geographischen und Verkehrslage und vermieden größere Höhenzüge sowie breite Grenzwaldungen. So befindet sich ebenso Marzhausen eingebettet in eine geschützte Talsenke. Die –hausen-Siedlungen legen sich meist kranzartig um jene Niederlassungen der ältesten Schicht.  So darf man sicherlich vermuten, dass insbesondere die –bach-Orte, wie beispielweise Kroppach, Mudenbach und Ingelbach in früher Siedlungstätigkeit entstanden, während neben dem –hausen-Dörfern vor allem die Zahlreichen Rodungsorte des Westerwaldes (Heuzert, Astert, Hattert, Borod, Wahlrod usf.) von jenen Altsiedlungen aus ins Leben traten.

Im Nordosten des Westerwaldes deuten die zahlreichen Vertreter der –hausen-Gruppe unzweifelhaft auf eine planmäßige Kolonisation (Giesenhausen, Marzhausen, Streithausen in der Verbandsgemeinde Hachenburg sowie Volkerzen, Racksen, Mammelzen, Helmenzen, Hemmelzen in der VG Altenkirchen). Die Blütezeit der –hausen-Siedlungen reicht vom 9. Bis ins 11. Jahrhundert.

Untersuchungen haben gezeigt, dass die jüngsten Siedlungen dieser Gruppe ihre Ortsnamen mit christlichen Vornamen bildeten. Es bleibt leider unklar, ob der aufgegriffene Personenname Martin, Marte, Marz., Merz, Meinhard oder vielleicht noch Mardo lautete.

Wappenbeschreibung

Die Blasonierung, d.h. die fachliche heraldische Beschreibung des Wappens von Marzhausen lautet wie folgt:

„Schild durch silbernen Schrägbalken, belegt mit einem grünen Eichenblatt und zwei grünen Ähren oben und unten, jeweils schräg (rechts) geteilt: oben in Rot ein herschauender blaubewehrter und -gezungter goldener Löwe, unten auf schwarzem Schiefer schräggekreuzt silberner Hammer und Schlägel.“

Die Wappenerläuterung verdeutlicht die Verwendung ortsspezifischer heraldischer Symbole als Hinweise auf die besonderen historischen Entwicklungstendenzen der Gemeinde. Der Schrägbalken mit den beiden Ähren verweist auf die Landwirtschaft während das Eichenblatt die Bedeutung der Forstwirtschaft symbolisiert. Hammer und Schlägel als weitere wirtschaftsgeschichtliche Komponenten tragen dem für die Gemarkung bedeutsamen Dachschieferbergbau Rechnung, der vom 17. bis in unser Jahrhundert in Marzhausen betrieben wurde. Der Löwe schließlich greift einen territorialhistorischen Aspekt der Ortsgeschichte auf. Bis 1799 gehörte Marzhausen zur Grafschaft Sayn bzw. Sayn-Hachenburg. Die Grafen von Sayn führten im roten Schild einen goldenen Löwen, der in das Ortswappen übernommen wurde.

Grund- und landesherrliche Rahmenbedingungen der Ortsgeschichte

Mittelalterliche Herrschaft über Land und Menschen ist uns, gemessen an modernen konstitutionellen Vorstellungen, weitgehend fremd und unverständlich. In den unzähligen Personenverbandsstaaten des Alten Reiches, des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, konstruierten vielfältige Lehns- und Abhängigkeitsbeziehungen, daneben eine oft weit verzweigte Verteilung der Zehnten, Gülten und anderer Abgaben das komplizierte Herrschaftsbild.

 

Auch in Marzhausen unterschieden sich Grund- und Landesherren. Das Bonner Stift St. Kassius und Florentius hatte seitdem 9. Jh. Im Auelgau schrittweise grundherrliche Rechte erworben. „Im gesamten Kirchspiel Kroppach waren 1579 neben dem Pastor die Junkern von Holdinghausen und zu Lützelau sowie die Abtei Marienstatt an Einkünften beteiligt. Auf Zeitpacht hatten die Grafen von Sayn bereits 1521, 1548 und 1558 sowie seit 1573 für jährlich 276 Pacht die mit 5500 Gulden abgelöst werden konnten alle Zehnten um Altenkirchen und Hachenburg des Stiftes St. Kassius an sich gebracht.“

Die bäuerliche Bevölkerung im Fachsprengel war frei von Besthauptlieferungen, demnach nicht leibeigen. Das Hachenburger Salbuch von 1579 unterschied allerdings nicht zwischen jenen Höfen, die dem Grafen von Sayn Futterhafer gaben, und Voigthöfen, deren Voigtleute wohl ursprünglich Königsleute gewesen waren.

Die Kroppacher Kriche besaß u. a. geringfügigen, aus Stiftungen herrührenden Streubesitz zu Marzhausen, der indessen vor 1588 und 1594 gegen Zins veräußert wurde. Ferner gehörten zu den Einkünften 1588 Zinse aus dem Dort, welche für Bedarf und Bauwesen des kroppacher Gotteshauses, des Pfarrgebäudes und der Schule Verwendung fanden. Auch den Zehnten bezog der Geistliche 1625 und 1667 aus Marzhausen. Für den kleinen Zehnten hatte er im Gegenzug den Gemeinden Marzhausen, Astert und Heuzert das Faselvieh(Bulle, Eber) zu halten.

1828 konnte weiterhin die Kroppacher Pfarrei den Zehnten beanspruchen, in einem kleinen Bezirk von 140 Morgen die Domäne. Wiesen waren zu diesem Zeitpunkt zehntfrei. Zu den Einkünften der nassauischen Domäne zählten ebenfalls Geld- und Haferrenten, die später mitabgelöst wurden.  Sie betrugen im Jahre 1838 jährlich acht Malter, fünf Mesten Hafer sowie in bar 43 Gulden 45 Kreuzer. Das Kloster Marienstatt hatte 1491 einen Weiher bei Marzhausen erworben und beanspruchte 1693 ein Waldstück „im welschen Stein“.

Die Heuzerter Mühle, zu der Marzhausen ja laut Ersterwähnungsurkunde bereits 1346 gebannt war, ist zusammen mit weiteren Meldungen ein Zeugnis für Greifensteiner Besitz und Lehen im Kirchspiel Kroppach. So erwarb Marienstatt noch 1408 von Ruprecht von Greifenstein und 1423 Molterfruchtgülten.

Die Entwicklung der landesgeschichtlichen Zugehörigkeit der Gemeinde ist relativ übersichtlich und klar nachvollziehbar. Das kleine Dorf zählte mit dem Aufstieg der Grafen von Sayn zu deren Landesherrschaft im Kirchspiel Kroppach. 1799 kam es mit der Grafschaft Sayn-Hachenburg an Nassau-Weilburg. Im Rahmen der Rheinbundakte blieb Marzhausen 1806 nassauisch, nun als Bestandteil des neukonstituierten Herzogtums Nassau. Dieses vereinigte man als Ergebnis des Deutschen Krieges 1866 mit Kurhessen als preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden zu einer Provinz Hessen-Nassau als neue Verwaltungsorganisation entstand 1867 der Oberwesterwaldkreis. Im Zuge von Sparmaßnahmen verordnete die Preußische Staatsregierung am 1. August 1932 die Zusammenlegung der bisherigen Kreise Marienberg und Westerburg zu einem neuen Oberwesterwaldkreis. Noch einmal wurde 1944 aus dem Regierungsbezirk Wiesbaden eine neue Provinz Nassau herausgelöst, die allerdings nach der deutschen Kapitulation von den Besatzungsmächten aufgeteilt wurde. Zusammen mit vier nassauischen Kreisen gelangte auch Marzhausen zur französischen Besatzungszone, 1946 als Bestandteil des neuen Landes Rheinland-Pfalz.

Bei der Bildung der Verbandsgemeinden kam Marzhausen 1972 zur Verbandsgemeinde Hachenburg. Mit dem 16. März 1974 wurden die beiden Kreise Ober- und Unterwesterwald zum neuen Westerwaldkreis zum neuen Westerwaldkreis zusammengefasst.

Die Glocken des Dorfes

Zu jeder Dorfschule gehörte früher auch eine Glocke, derer Aufgabe es in erster Linie war, die Kinder zur Schule zu rufen. Des Weiteren wurde sie auch zu anderen Anlässen benutzt. In vielen Dörfern der Heimat hat sie auch das Morgen-, Mittag-, und Abendleuten hören lassen. Auch durfte sie nicht fehlen, wenn einer seinen letzten Gang auf dieser Erde antrat.

Als im Jahre 1890 Marzhausen sich von dem Schulverband Kroppach löste, wurde vorerst in einem angemieteten Gebäude Schule gehalten. Allerdings dachte man alsbald an einen Schul-Neubau. Im Jahre 1893 erwarb die Gemeinde die Bahnsteigglocke vom Bahnhof Hattert und verwendete sie hinfort als Schulglocke. Auf allen Bahnhöfen wurde damals die Ankunft der Abfahrt der Züge durch eine Glocke angezeigt. Mit dem Neubau des Schulgebäudes wanderte die Glocke im Jahre 1895 mit auf dieses Gebäude. Sie hing außen am Schulhaus. Bis zum 10. September 1917 durfte sie die Kinder zur Schule rufen. An diesem Tage wurde sie abmontiert und musste zu Kriegszwecken abgeliefert werden. Beim Abmontieren wurde sie heruntergeworfen, wobei sie zersprang. Wilhelm Schmidt 4. Transportierte die Glocke anschließend nach Hachenburg. Die Kreiskommunalkasse zahlte der Gemeinde hierfür 63,- Mark.

Aber schon nach fünf Jahren, am 18. August 1922 läutete wieder eine Glocke zum Schulbeginn. Diese Glocke, die von der Glockengießerei Rincker in Sinn gegossen wurde, kostete insgesamt mit dem Einbau durch Schmiedemeister Philipp Bell, Heuzert, 6630 Mark. Der Wunsch des Lehrers, dass „sie nicht wieder zu einem männermordenden Krieg gerufen werde“ hat sich allerdings nicht erfüllt. Im Zweiten Weltkrieg musste sie wieder den Gang der Vorgängerin antreten.

Im Jahre 1950 wurde aber wieder an die Neuanschaffung einer Glocke gedacht, und man gab schließlich eine 110 Kilogramm schwere Glocke bei der Glockengießerei Rincker in Auftrag. Der Glockenguss geschah am 30.11.1950. Diese Glocke mit dem Ton Fis wurde 1951 im Gemeindehaus durch Zimmermeister Karl Klöckner, Kundert, angebracht. Sie läutete wohl nicht mehr die Kinder zur Schule, sie läutete mittags um elf Uhr und zum Abend. Das Läuten oder Zeitläuten, wie man es auch nannte, besorgte lange Jahre Adam Simon.

Dieses Zeitläuten wurde zuletzt allerdings nicht mehr geübt, geläutet wurde nur noch zu Beerdigungen. Da aber der Standort der Glocke im Gemeindehaus und der Friedhof weit auseinander liegen, gab es Probleme mit der richtigen Abstimmung. Auch war sie kaum deutlich zu hören.

Schließlich wurde im Jahre 1992 auch eine 78 Kilogramm schwere Glocke am Friedhof installiert. Sie hat den Ton Gis, wurde ebenfalls von der Glockengießerei Rincker gegossen und trägt die Aufschrift: „Der Tod ist das Tor zum Leben“. Die an einem separaten Glockenturm angebrachte Glocke mit Läutemaschine (Motor) wurde in einer Feierstunde von den Pfarrern beider Konfessionen unter der Mitwirkung des Männergesangvereins und des Gemischten Chores am 2.2.1992 eingeweiht.

Der Zweite Weltkrieg

Für die Gefallenen des zweiten Weltkrieges errichtete die Gemeinde auf dem Friedhof ein Ehrenmal, das am 2. Advent 1955 eingeweiht wurde.

„Für die Heimat“ – diese Worte stehen auch in dem schwarzen Marmor eingehauen über den Namen der zehn Gefallenen der kleinen Westerwaldgemeinde, während sechs weitere noch in den unendlichen Weiten des Ostens mit banger Ungewissheit vermisst werden – ohne Lebenszeichen, vielleicht auch ohne Hoffnung.

Bürgermeister Röhrig der das Denkmal enthüllte, wies auf die harten und schweren Opfer hin, die Marzhausen in einem aussichtslosen Völkerringen gebracht hat. Dekan Fischer, Kroppach, sprach von dem Menschen unergründlichen Ratschluss Gottes und der allein bei ihm und Jesus Christus verbleibenden Hoffnung auf Gnade, Licht und Wahrheit. Im Anschluss in das von Allen gesungene Lied „Jesus meine Zuversicht“ sprach der Kreisvorsitzende des VdK, Bendel. Nach herzlichen Worten der Zwiesprache mit den toten Kameraden wandte er sich an die Gemeinde mit der Aufforderung, über den eigenen Sorgen, Nöte und Lasten des Alltags die Angehörigen jener Männer im täglichen Leben nicht zu vergessen.

Die Finanzierung erfolgte durch eine Haussammlung und durch einen namhaften Zuschuss der Gemeinde. Marzhausen hat durch diese opferfreudige Leistung bewiesen, dass sich die Bevölkerung der Verpflichtung ihrer Toten gegenüber bewusst ist und, dass ihre Namen den künftigen Generationen zur Mahnung und Warnung unvergessen bleiben werden.